Komplexität und Prägnanz
so könnte man unsere Arbeit beschreiben, weil diese bei aller Komplexität und Unterschiedlichkeit der Anforderungen an Städtebau, Raumkonzeption, Gestaltung und Freiraum eine wiedererkennbare prägnante architektonische Haltung sucht.
Wir wollen keine Großform, die der Kirche Konkurrenz macht, sondern kleinteilig bleiben und dennoch soll das Werk nicht in Fragmente zerfallen. Eine einheitlich architektonische Sprache soll die Einzelobjekte wie einen Roten Faden zusammenbinden und dem Ganzen Prägnanz verleihen.
So besteht beispielsweise die Fassade des in Holzbauweise geplanten Kindergartens aus acetyliertem Holz. Dieses findet sich im massiven, verputzten Wohnungsbau als markante Fensterlaibung und Loggienbekleidung wieder.
Der Städtebau nimmt ortstypische kleinteilige Gebäudetypologien und Dachformen auf. Er lässt den Blick über eine interne Gasse auf die Kirche frei, schafft einen hochwertigen breiten Straßenraum und erzeugt funktionierende räumliche Einheiten aus KITA, Wohnbau und Pfarrhaus oder Kirche und Sakralraum. Jedes neue Gebäude funktioniert und steht auch formal für sich, wird aber durch die Architektursprache zusammengehalten und bildet mit Kirche und Pfarrhaus ein attraktives Ensemble.
Ein wichtiges kleinklimatisches und optisches Anliegen ist es, die bestehenden großen Bäume zu erhalten. Der derzeitig kritisch zu beurteilende Straßenraum und die Besonnung der gegenüberliegenden Gebäude werden sich durch die Planung nachhaltig verbessern.
KITA
Die KITA ist so gestaltet, dass auch wechselnde pädagogische Konzepte bedient werden können.
Daher sind die Intensivräume nicht nur vom Gruppenraum zugänglich. Auch eine mögliche externe Teilnutzung der KITA wäre denkbar. Über das Foyer sind Mehrzweckraum, aber auch der obere Speiseraum für sich nutzbar, weil die Gruppenbereiche separat abgeschlossen werden können. Das könnte für eine sich ausweitende sonntägliche Kinderarbeit der Kirchengemeinde oder für die Entwicklung eines kleinen Familien-Beratungszentrums oder zukünftige Nutzungen hilfreich sein.
Eine dauerhaft auf eine Funktion zugeschnittene Nutzung erscheint uns bei einer sich schnell entwickelnden und differenzierten Gesellschaft nicht zeitgemäß.
Der Kleinkinderbereich liegt geschützt im OG, da die Kleinkinder nicht zwingend einen direkten Gartenbezug benötigen. Dieser ist über eine Außen- und Fluchttreppe oder den Aufzug gegeben.
Wohnen
Der Wohnungsbau liegt gegenüber dem Pfarrhaus an der Grundstücksecke und nutzt somit die gute Besonnung und den Ausblick. Das Wohnhaus bindet sich formal und von den Dimensionen in
den Kontext ein. Die Wohnungen (sozialer Wohnungsbau) sind kompakt, funktional und gut belichtet.
Pfarrhaus
Das Pfarrhaus erhält einen privaten, und auch visuell geschützten Zugang und Freibereich.
Die Bewohner können diskret über ihren privaten Bereich, vorbei am eigenen Fahrradabstellplatz über die Treppe im rückwärtigen Zugang der KITA in die Tiefgarage gelangen.
Kirchliche Räume/Sakralraum (Pavillon) neben der Kirche
Dieser orientiert sich in der Formensprache an den anderen Neubauten, wird aber formal zurückgenommen und besteht aus einem monolithischen Sichtbetonkörper mit mittigem Gruppenraum, der sich auf einen meditativen kleinen Garten bezieht. Dieser Raum wäre auch als Raum der Stille, für seelsorgerische Gespräche oder andere sakrale Belange geeignet.
Baukonstruktion
Die KITA ist ein kompletter Holzbau. Die Fassade besteht aus acetyliertem und damit extrem dauerhaftem Holz.
Der Wohnungsbau ist ein Massivbau aus vorgefertigten Betondecken und 42 cm starkem porosiertem Ziegelmauerwerk. Es werden aus Gründen der Nachhaltigkeit keine Verbundbaustoffe wie WDVS verwendet. Als Dachdeckung wird aufgrund der Dachform und den entstehenden Kehlen eine Metalldeckung vorgeschlagen. Diese Deckung lässt auch eine formal und funktional vertretbare Integration von monolithischen Solarzellen (grau) zu.
Energiekonzept
Das Energiekonzept und damit auch das Level der Effizienzhäuser (KFW 40 oder 55) muss, wenn es wirklich nachhaltig sein soll, zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden. Insbesondere in Karlsruhe gibt es sehr viele denkbare Optionen, die unserer Erfahrung nach erst nach einer belastbaren Simulation verantwortlich bewertet werden können.
Angestrebt ist eine formal wie technisch gelungene Integration von Photovoltaik in das Energiekonzept mit hoher Eigenstromnutzung.