Der Entwurf
Die Stärke des Entwurfes liegt in der Einfachheit und Klarheit von Form und Funktion.
Das Haus als Archetyp stärkt als Blickfang den Ortseingang von Peterzell und lenkt mit seinem prägnanten Dach den Fokus auf die Peterzeller Kirche. Die Dachform, ein einfaches Satteldach, stellt eine Beziehung zu dem Dach der Kirche her. Gleichzeitig fügt sich das Dach mit seiner Längsausrichtung entlang des Baches in die Umgebung und die vorhandene Natur ein. Das Haus steht mit seinem Dach und der einfachen Form für Geborgenheit, Schutz und Heimat.
Der zweite Entwurfsgedanke ist der Hof. Ergänzend zum Gemeindesaal werden zwei Riegel links und rechts des Hauses ausgebildet, die die Richtung des Hauptdaches aufnehmen. Durch die Ausbildung der beiden Riegel entsteht ein Hof, der mehrere Funktionen übernimmt: Zum einen das Ankommen der Gemeindemitglieder, der Gäste bei Festen als auch der zufällig vorbeikommenden Besucher. Es wird eine Vorzone vor dem Eingang gebildet, die die Menschen einlädt, anzukommen und einzutreten. Zum anderen das Verteilen. Neben dem Haupteingang zum Foyer und Gemeindesaal ist auch der Liefereingang zur Küche vom Hof aus zu erreichen. Ein zusätzlicher Nebeneingang für den Gruppenraum ermöglicht es, den Saal und den Gruppenraum getrennt voneinander zu nutzen. Trotz der zentralen Lage des Pfarramtes für die leichte Auffindbarkeit, wird die notwendige Privatsphäre für seelsorgerliche Gespräche geschaffen, indem das Pfarramt leicht vom Gruppenraum + Sanitärbereich abgerückt ist, wodurch ein dem öffentlichen Bereich abgewandter Vorbereich erzeugt wird. Wird dies nicht gewünscht, kann das Pfarramt problemlos (ohne auf den separaten Eingang zum Gruppenraum verzichten zu müssen) an das Gebäude gerückt werden.
Der Entwurf spiegelt mit den beiden Archetypen Haus und Hof Elemente des Gemeindelebens – Offenheit, Zusammenkunft und Geborgenheit.
Besonders herausstechend bei dem Entwurf ist die schützende Anordnung des Gebäudes um den Hof. Hierdurch ist der Hof so gut wie möglich von dem Lärm der Bundesstraße abgeschirmt und bei Gemeindefesten kann der Gemeindesaal über das Foyer bis auf den Hof ausgeweitet werden. Dem Wunsch nach Schutz steht die Offenheit gegenüber, denn gleichzeitig soll das Gebäude für alle einladend und offen wirken. Dies wird durch die großen und kleinen Öffnungen erreicht. Der Gemeindesaal mit seinen großen Glasfronten lässt Einblicke zu. Nach Süden, zur Bundesstraße, wird ein Filter vor die Fassade gestellt, damit genügend Licht in den Saal fluten kann, gleichzeitig jedoch die Gemeinde nicht auf dem Präsentierteller sitzt. Die Dächer der Riegel werden über die Nebenräume hinweggeführt. Diese Erweiterung des Gebäudes im Außenraum verstärkt die multifunktionale Nutzung des Gebäudes. Unter dem Dach können bei Gemeindefesten Stände untergebracht werden. Ein Teil des Unterstandes kann in Eigenleistung der Gemeinde mit Wänden versehen werden, um ein Lager für Geräte und Freizeitutensilien herzustellen. Dieses kann je nach Bedarf später erweitert werden.
Zwischen den beiden Riegeln können mit einer leichten Konstruktion Sonnensegel gespannt werden, um eine größere komplett verschattete Fläche herzustellen. Die Durchgänge gewährleisten eine gute Belüftung des Hofes, auch bei Abdeckung durch ein Sonnensegel.
Der Baum zoniert den Hof und schafft eine klare, aber nicht zu starke Grenze zum öffentlichen Bereich der Straße. Der Müllraum ist nicht im geforderten Raumprogramm enthalten. Wir würden empfehlen, diesen jedoch ebenfalls in das Gebäudeensemble aufzunehmen.
Naturnahe Außenanlagengestaltung
Bei der Außenanlagengestaltung wurde auf eine nachhaltige und artenerhaltende Gestaltung geachtet.
Im Bereich des Gewässerrandstreifens sorgt eine Baumreihe aus verschiedenen heimischen Bäumen (z.B. Tanne, Eiche, Buche etc.) für den Schutz zum Bach hin. Zudem sorgen diese für einen positiven Einfluss auf das Mikroklima und einen Schutz des Bodens bei eventuellen Überschwemmungen des Uferbereiches. Ergänzend werden Heckenpakete und Benjeshecken / Totholzhecken aus einheimischem Totholz eingeplant. Diese bieten einen Rückzugsort für viele einheimische Tiere wie z.B. Igel, zahlreiche Insekten usw. Das Dachflächenwasser wird in diesem Bereich versickert. Im südlichen Bereich soll ein Weidentippi oder Buchenholzhaus angepflanzt werden. Hier können Kinder spielen. Eine Natursteinsitzecke lädt gleichwohl Amphibien als auch Menschen zum Verweilen ein.
Wir plädieren sehr dazu, bei dem Baurechts- und / oder Stadtplanungsamt zu erwirken, dass der Friedhofsparkplatz erweitert werden darf und dann nur 2 – 3 Stellplätze direkt beim neuen Gemeindehaus hergestellt werden müssen. Ein Parkplatz mit einer E-Ladestation, als auch ein barrierefreier Parkplatz sollten auf jeden Fall unmittelbar am Gebäude angeordnet werden, z.B. unter dem Dach der Nebengebäude. Der Parkplatzbereich könnte dann zur Spielfläche für Kinder- und Jugendgruppen als Blumenschotterrasenfläche ausgebaut werden.
Der Grünbereich wird als Wildblumenbeete ausgebildet, um den Bienen und andere Insekten ausreichend Lebensraum zu bieten.
Eigenleistung der Gemeinde
Der komplette Bau soll ein Holzbau (Holzrahmenbau) werden. Alle Bauteile werden aneinandergefügt und können so im Sinne einer Wiederverwendbarkeit in seine Bestandteile zerlegt werden. Es gibt keine Verbundstoffe, die nicht recycelt werden können und dem Prinzip des Lebenszyklus widersprechen. Je nach Fähigkeiten und Wunsch der Gemeinde kann der komplette Gemeindehausbau, oder lediglich die seitlichen Riegel, in Eigenleistung aufgerichtet werden. Durch die klare Struktur sind keine komplizierten Anschlüsse zu erwarten.
Im Laufe der weiteren Entwurfsplanung kann geprüft werden, ob die beiden seitlichen Wände des Saals aus Stampflehm hergestellt werden können, was ebenfalls von der Gemeinde in Eigenleistung hergestellt werden kann – jedoch ist diese Ausführung zu prüfen. Diese Prüfung war im Zuge der Mehrfachbeauftragung nicht möglich.
Energiekonzept
Für die Energieversorgung ist eine Sole-Wasser-Wärmepumpe unter den Parkplätzen im Süd-Osten des Gebäudes vorgesehen. Über PV-Module auf den seitlichen Riegeln wird diese mit der benötigten Energie versorgt. Über einen Erdkanal, der unterhalb des Hofes verlegt wird, soll die Zuluft vorkonditioniert werden. Im Saal wird die Thermik durch die Höhe des Raumes unterstützt und die Luft im Dachspitz über Öffnungsflügel abgeführt. Nach Süden sorgt ein konstruktiver Sonnenschutz aus Holzelementen für den nötigen Wärmeschutz.
Schiebbare Elemente im Erdgeschossbereich ermöglichen einen Austritt auch an der Südfassade.
Eine Ausführung als KfW Effizienzhaus 40 plus ist möglich.